Herkules von Lubumbashi
Frei nach „Hercules“ von G. F. Händel schufen der kongolesische Choreograph Dorine Mokha und der Schweizer Musiker Elia Rediger 2019 ein postdokumentarisches Oratorium für 11 kongolesische und europäische Musiker*innen, Gesang und Tanz. Sie übertrugen den populären Mythos in das Zeitalter der Globalisierung und beförderten uns mit einem einfachen Trick von der düsteren Gegenwart in eine offensichtlich bessere Zukunft. Aus dem Musiktheaterstück wurde während der Pandemie eine Videoinstallation. Die Zusammenarbeit der daran beteiligten Künstler*innen führte zur Gründung der GROUP50:50.
Mit der Energiewende wird sich die Nachfrage nach Kobalt in den nächsten Jahren verdreifachen. Die Gewinne des Abbaus gehen an Rohstoffkonzerne wie Glencore in der Schweiz, während die Bevölkerung im Kongo nur die Zerstörung ihres Lebensraums und Umsiedlungen erwartet. Wie die Götter im Olymp spielen multinationale Unternehmen und politischen Eliten unbehelligt ihre Interessen gegeneinander aus. Hat sich seit der Antike nichts verändert? Und wo bleibt dieser Herkules, der den Bewohner*innen von Lubumbashi den gerechten Anteil der Reichtümer ihrer Erde zurückgibt? Was könnte die Götter gerechter stimmen, wenn nicht heroische Musik und Tanz?
Inspiriert von der antiken Herkules-Sage, kongolesischen mythologischen Erzählungen und dem gleichnamigen Oratorium von Georg Friedrich Händel schufen Mokha und Rediger ein neues Werk in neun Akten für Orchester, Tänzer und Sänger aus Europa und Afrika, das eine utopische Zukunft im Südkongo imaginiert. Aktuelle Auseinandersetzungen um Rohstoffe, Korruption, Gesetzlosigkeit, Menschenrechtsverletzungen und weitere Folgen des globalen Kapitalismus werden in Fiktion beglichen, kompensiert und wiedergutgemacht – ein Kollaborationsprojekt für eine erhoffte Realität und bessere Zukunft.
Nach zwei Europatourneen im September 2019 (Scala Esslingen, Kaserne Basel, Düsseldorf Festival) und im Januar 2020 (CTM Festival) wurde das Oratorium „Hercule de Lubumbashi“, kurz vor dem Lockdown (Februar 2020), im Bâtiment du 30 Juin, im Plenarsaal des Parlaments in der Bergbaustadt Lubumbashi in der Demokratischen Republik Kongo aufgeführt. Danach wurde der durch dieses Projekt angeregte transnationale Dialog über wirtschaftliche Ungerechtigkeiten durch die internationalen Reisebeschränkungen aufgrund der Pandemie plötzlich unterbrochen. Anstatt nach Zürich zu reisen, um „Hercule“ am Theaterspektakel aufzuführen, haben die Künstler*innen auf die neue Situation reagiert und eine grenzüberschreitende Musik- und Videoinstallation mit Live-Elementen geschaffen, die aufzeigt, wie alles in einer globalisierten Welt miteinander verbunden ist. Die Video-Installation wurde 2020 in Zürich und in Lubumbashi aufgeführt.
Ein Projekt von PODIUM Esslingen in Koproduktion mit dem Centre d’Art Waza, der Kaserne Basel und dem CTM Festival Berlin. In Kooperation mit den studios kabako Kisangani. Gefördert durch Fonds TURN der Kulturstiftung des Bundes und Pro Helvetia. Mit freundlicher Unterstützung der Auberge Manus und des Hotel Pullmann in Lubumbashi.
Konzept, Text, Komposition, Gesang
Elia Rediger
Konzept, Text, Choreographie, Tanz
Dorine Mokha
Konzept, musikalische Co-Leitung
Steven Walter
Co-Leitung Orchester & Musikalische Co-Leitung
Daniel Freitag
Benjamin Weidekamp
Kojack Kossakamvwe
Dramaturgie
Eva-Maria Bertschy
Katia Flouest-Sell
Regieassistenz
Sarah Ströbele
Bühne
Flurin Borg Madsen
Bühnenassistenz
Johannes Plank
Kostüme
Janine Werthmann
Video
Douglas Kasamuna
Elia Rediger
Videoassistenz
Joseph Kasau
Blaise Pelos
Idriss Gabel
Bühnen- / Lichttechnik
Konstantin Dauer
Ton-/ Soundtechnik
Johann Günther
Technische Produktionsleitung
Clemens Kowalski
Produktion
Pamina Dittmann
Produktionsassistenz
Judith Kalanga
Recherche, Beratung
Lucien Kahozi Kosha
Chor
Les Troubadours de Lubumbashi
Orchester
Daniel Freitag
Kojack Kossakamvwe
Merveil Mukadi
Huguette Tolinga
Benjamin Weidekamp
Daniel Bollinger
Jennifer Lippl
Ruth Kemna
Per Hakon Oftedal
Yeo-Rhim Yoon
Maria Schneider
Jacob Cirkel